Welche ETF-Arten gibt es?

Ein verständlicher Überblick über die wichtigsten ETF-Arten – damit du fundierte Entscheidungen treffen kannst.

Scrabble-Steine auf Holzuntergrund mit den Wörtern „ETF“ und „GROWTH“ – symbolische Darstellung für verschiedene ETF-Arten.

ETFs sind für viele Menschen der erste Berührungspunkt mit dem Thema Investieren – und das aus gutem Grund. Sie sind vergleichsweise kostengünstig, transparent und flexibel. Doch ETF ist nicht gleich ETF. Es gibt unterschiedliche Varianten, die verschiedene Märkte, Anlageklassen oder Strategien abbilden. In diesem Artikel zeigen wir bei Freyfin dir verständlich und ohne Fachchinesisch, welche Arten von ETFs es gibt – und wie du herausfindest, welche zu dir passen könnten.

Warum es verschiedene ETF-Arten gibt

ETFs sind so konzipiert, dass sie einen Index nachbilden – zum Beispiel den DAX, den MSCI World oder den S&P 500. Aber es gibt weit mehr als nur Aktienindizes. Fast jede Anlageklasse lässt sich heute über einen ETF abbilden: Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und sogar spezielle Themen oder Strategien.

Die Vielfalt ist einerseits ein Vorteil – sie erlaubt es, das eigene Geld sehr gezielt und breit aufzustellen. Andererseits kann sie auch überfordern. Deshalb ist es hilfreich, die ETF-Welt grob in Kategorien einzuteilen.

1. Aktien-ETFs – der Klassiker unter den Indexfonds

Aktien-ETFs investieren in Unternehmensanteile. Sie bündeln viele einzelne Aktien in einem einzigen Produkt. Das sorgt für eine breite Streuung und senkt das Risiko einzelner Ausfälle. Besonders beliebt sind ETFs auf weltweit gestreute Indizes, weil sie schon mit kleinen Beträgen eine globale Beteiligung ermöglichen.

Einige bekannte Aktien-Indizes sind:

  • MSCI World: rund 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern
  • S&P 500: die 500 größten börsennotierten US-Unternehmen
  • MSCI Emerging Markets: Schwellenländer wie Brasilien, Indien oder China
  • Stoxx Europe 600: große und mittelgroße Unternehmen aus Europa

Es gibt auch regionale ETFs (z. B. nur Asien oder Lateinamerika), Branchen-ETFs (z. B. Gesundheitswesen, Technologie), sowie nach Unternehmensgröße differenzierte ETFs (Large Caps, Mid Caps, Small Caps).

Wer breit investiert, reduziert das Risiko einzelner Kursverluste – und bleibt flexibler bei der Geldanlage.

2. Anleihen-ETFs – ruhiger Gegenpol zur Aktie

Anleihen-ETFs (auch Bond-ETFs genannt) investieren nicht in Unternehmen, sondern in Schuldverschreibungen – zum Beispiel von Staaten oder großen Konzernen. Sie gelten als stabiler, bringen aber oft eine geringere Rendite als Aktien-ETFs.

Beispiele für Anleihen-ETFs:

  • Bundesanleihen-ETFs: z. B. deutsche Staatsanleihen mit hoher Bonität
  • Euro Government Bonds: Staatsanleihen aus dem Euroraum
  • Global Aggregate Bond: weltweite Mischung aus Staats- und Unternehmensanleihen

Sie werden oft genutzt, um Schwankungen im Depot auszugleichen oder in Krisenzeiten ruhiger zu schlafen. Für Menschen mit niedrigem Einkommen kann ein kleiner Anleihen-Anteil sinnvoll sein, um ein Gefühl von Stabilität zu schaffen.

3. Rohstoff-ETFs – Zugang zu Gold, Öl & Co.

Wer sein Depot noch breiter aufstellen möchte, kann auch Rohstoff-ETFs in Betracht ziehen. Sie bilden die Preisentwicklung von Rohstoffen wie Gold, Silber oder Öl ab. Dabei investiert der ETF meist nicht direkt in den Rohstoff, sondern über sogenannte Terminkontrakte.

Beliebte Beispiele:

  • ETFs auf den Goldpreis (z. B. Xetra-Gold oder iShares Physical Gold)
  • ETFs auf einen Rohstoffkorb (z. B. Energie, Edelmetalle, Agrarrohstoffe kombiniert)

Rohstoff-ETFs können helfen, ein Depot gegen Inflation oder geopolitische Risiken abzusichern – sie schwanken aber oft stärker.

4. Immobilien-ETFs – investieren in Betongold

Immobilien-ETFs (oft REIT-ETFs genannt) ermöglichen eine Beteiligung an großen börsennotierten Immobiliengesellschaften. Das kann eine Alternative zum direkten Immobilienkauf sein – ohne hohe Einstiegskosten oder Verwaltungsaufwand.

Beispiele:

  • iShares Developed Markets Property Yield: Unternehmen mit stabilen Mieteinnahmen
  • FTSE EPRA/NAREIT Developed Europe: Immobiliengesellschaften aus Europa

Für Einsteiger mit geringem Budget kann ein Immobilien-ETF ein spannender Baustein sein, um zumindest indirekt vom Immobilienmarkt zu profitieren.

5. Nachhaltige ETFs – investieren mit gutem Gefühl

Wer bei der Geldanlage auch auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung achtet, findet in nachhaltigen ETFs (oft ESG-ETFs genannt) passende Produkte. Diese schließen bestimmte Branchen aus (z. B. Rüstung, Kohle) oder setzen gezielt auf Unternehmen mit hohen ESG-Standards.

Bekannte Beispiele:

  • MSCI World ESG Screened: Weltweiter Index mit Ausschlusskriterien
  • S&P 500 ESG: Nachhaltige Variante des bekannten US-Index

Nachhaltige ETFs sind kein reines Marketing – sie können ein echter Hebel sein, um Geld mit Haltung anzulegen.

6. Themen-ETFs – gezielt auf Zukunftstrends setzen

Themen-ETFs bilden einen bestimmten Zukunftstrend oder ein Megathema ab – zum Beispiel Digitalisierung, erneuerbare Energien oder künstliche Intelligenz. Sie sind oft enger fokussiert und daher riskanter, bieten aber auch große Wachstumschancen.

Beispiele:

  • Global X Robotics & AI: Unternehmen im Bereich Automatisierung und KI
  • iShares Global Clean Energy: Erneuerbare Energien weltweit

Themen-ETFs gehören zu den interessanteren ETF-Arten. Für Menschen mit kleinem Budget sind solche ETFs aber oft eher eine Ergänzung – nicht der Kern des Depots. Trotzdem können sie motivieren, weil sie greifbare Zukunftsideen abbilden.

7. Strategie-ETFs – investieren nach Regeln

Strategie-ETFs (auch Smart Beta genannt) folgen bestimmten Auswahlkriterien oder Gewichtungen. Sie versuchen, systematisch besser abzuschneiden als der breite Markt – etwa durch Fokus auf dividendenstarke, unterbewertete oder besonders profitable Unternehmen.

Beispiele:

  • Dividend Aristocrats ETFs: Unternehmen mit stabiler Dividendenhistorie
  • Low Volatility ETFs: Aktien mit geringen Kursschwankungen

Diese Produkte sind komplexer und eher etwas für Fortgeschrittene – können aber auch Einsteigern helfen, gezielt bestimmte Ziele zu verfolgen.

8. Währungs-gesicherte ETFs – Schutz vor Wechselkursschwankungen

Wenn du in ETFs investierst, die nicht auf Euro lauten (z. B. US-amerikanische oder globale Fonds), unterliegst du automatisch Währungsschwankungen. Das kann die Rendite entweder erhöhen oder mindern – je nachdem, wie sich der Euro gegenüber der Fremdwährung entwickelt.

Währungs-gesicherte ETFs (auch „hedged“ genannt) gleichen diese Schwankungen durch Sicherungsstrategien aus. Sie sind etwas teurer, bieten aber eine gewisse Stabilität, besonders in volatilen Zeiten.

9. Physisch vs. synthetisch – wie wird der Index abgebildet?

ETFs können ihren Zielindex auf zwei verschiedene Arten abbilden:

  • Physische Replikation: Der ETF kauft die im Index enthaltenen Wertpapiere tatsächlich (vollständig oder teilweise).
  • Synthetische Replikation: Der ETF nutzt Tauschgeschäfte mit Banken (Swaps), um die Indexentwicklung nachzubilden.

Für Einsteiger empfehlen wir in der Regel physisch replizierende ETFs, weil sie transparenter sind. Synthetische Varianten können sinnvoll sein, wenn bestimmte Märkte physisch schwer zugänglich sind.

10. Welche ETF-Arten passen zu wem?

Nicht jeder ETF ist für jede Lebenslage gleich geeignet. Hier ein paar grobe Anhaltspunkte:

  • Einsteiger mit geringem Einkommen: Ein breit gestreuter Aktien-ETF wie der MSCI World oder ein All-World-ETF bietet einfachen Zugang zu weltweiter Diversifikation.
  • Menschen mit Angst vor Schwankungen: Ein kleiner Anteil an Anleihen-ETFs kann das Depot beruhigen.
  • Nachhaltigkeitsorientierte Anleger: ESG-ETFs mit klaren Ausschlusskriterien bieten eine Kombination aus Renditechance und ethischem Ansatz.
  • Fortgeschrittene mit langfristigem Horizont: Themen- oder Strategie-ETFs können als Ergänzung sinnvoll sein – aber bitte nur in Maßen.

11. Wo finde ich passende ETFs?

Um ETFs zu vergleichen, empfehlen wir seriöse und kostenfreie Plattformen wie:

  • justETF: Sehr gute Übersicht, viele Filtermöglichkeiten, verständliche Sprache.
  • Finanztip ETF-Rechner: Einsteigerfreundlich, neutral und auf deutsch.
  • ExtraETF: Viele Vergleichslisten, Charts und Daten für Fortgeschrittene.

Wichtig: Lass dich nicht von kurzfristigen Rankings blenden. Langfristige Strategie, geringe Kosten (TER), breites Volumen und ein etablierter Anbieter sind oft entscheidender.

12. Häufige Fehler bei der ETF-Auswahl

Auch bei ETFs kann man danebenliegen – besonders wenn man zu kompliziert oder zu eng investiert. Häufige Stolpersteine sind:

  • Zu viele Themen-ETFs mit Überschneidungen
  • Fokus auf Nischenmärkte ohne Erfahrung
  • Unklare Replikationsmethode (Swap-Risiko nicht verstanden)
  • Sehr geringe Fondsgröße (unter 100 Mio. €) → Schließungsrisiko

Unser Tipp: Lieber einfach, klar und transparent starten. Ein gutes Basis-ETF-Depot besteht aus 1–3 ETFs.

13. Was kostet ein ETF – und warum ist die TER wichtig?

Jeder ETF hat laufende Kosten, die als sogenannte Gesamtkostenquote (TER – Total Expense Ratio) angegeben werden. Sie liegt bei den meisten ETFs zwischen 0,07 % und 0,5 % pro Jahr. Klingt wenig, kann aber auf Dauer einen spürbaren Unterschied machen.

Beispiel: Bei 10.000 € Anlage und 0,3 % TER zahlst du jährlich 30 €. Ein ETF mit 0,1 % würde dich nur 10 € kosten – bei gleicher Wertentwicklung. Besonders bei langem Anlagehorizont lohnt sich der Blick auf die Gebühren.

14. Replikationsrisiken – worauf du achten solltest

Synthetische ETFs verwenden sogenannte Swaps, also Tauschgeschäfte mit Banken. Das bedeutet: Der ETF hält nicht direkt die Aktien des Index, sondern tauscht seine Rendite mit einem Vertragspartner.

Das birgt ein gewisses Kontrahentenrisiko: Wenn die Gegenpartei zahlungsunfähig wird, könnte das den ETF belasten. Zwar gibt es gesetzliche Sicherungsmechanismen, aber Einsteiger sollten das Prinzip zumindest kennen.

Wenn du ganz auf Nummer sicher gehen willst, wähle einen physisch replizierenden ETF mit voller Replikation – also einen Fonds, der alle Indexwerte tatsächlich besitzt.

15. Beispiel für ein einfaches ETF-Depot

Du willst direkt starten und suchst eine einfache Struktur? Hier ein realistisches Beispiel für ein ruhiges ETF-Depot mit drei Bausteinen:

  • 70 % MSCI ACWI oder FTSE All-World (Aktien weltweit)
  • 20 % Euro Government Bond ETF (sichere Staatsanleihen)
  • 10 % ESG-ETF oder Themen-ETF nach persönlicher Überzeugung

So kombinierst du globale Streuung, eine ruhige Komponente und eine individuelle Note – mit nur drei Produkten.

16. Die wichtigsten ETF-Typen im Überblick

Zum Abschluss hier noch einmal die wichtigsten ETF-Arten als Kurzüberblick:

  • Aktien-ETFs: Basis für langfristigen Vermögensaufbau
  • Anleihen-ETFs: Stabilität und geringere Schwankungen
  • Rohstoff-ETFs: Absicherung, aber volatil
  • Immobilien-ETFs: Beteiligung am Immobilienmarkt ohne Kauf
  • Nachhaltige ETFs: Geldanlage mit Haltung
  • Themen-ETFs: Zukunftsmärkte, aber oft riskanter
  • Strategie-ETFs: Auswahl nach Regeln wie Dividenden oder Volatilität
  • Währungs-gesicherte ETFs: Absicherung bei Fremdwährungsrisiken
  • Physisch vs. synthetisch: Transparenz vs. Zugang zu Spezialmärkten

Was du mitnehmen kannst

ETFs gibt es in vielen Varianten – und nicht jeder Fonds passt zu jedem Menschen. Die Mischung macht’s: Wer langfristig investiert, kann mit einer Kombination aus verschiedenen ETF-Arten, z. B. Aktien-, Anleihen- und ggf. Rohstoff- oder Themen-ETFs gut fahren. Wichtig ist, dass du verstehst, worin du investierst – und dich mit der Entscheidung wohlfühlst.

Bei Freyfin setzen wir auf ruhige, verständliche Finanzbildung. Wenn du neu in das Thema einsteigst, schau dir gern unser E-Book „Investieren für Einsteiger“ an – ein ehrlicher, klarer Einstieg ohne Fachjargon.

Nach oben scrollen